BioökonomieREVIER, Forschungszentrum Jülich GmbH

SPRIN-D zur Bioökonomie: Potentiale entfesseln!

Die Agentur für Sprunginnovationen in Deutschland (SPRIN-D) äußert sich im Vorfeld der Bundestagswahl zur Notwendigkeit und zu den Chancen einer Strategie für Deutschland, die die Hightech-Bioökonomie ins Zentrum der Wirtschaftspolitik und Industrieentwicklung stellt. Das Biomanufacturing und neue Lebensmitteltechnologien böten großes Potential, das "entfesselt" werden müsse.

ANZEIGE

Gleich mehrere Postitionspapiere aus unterschiedlichen Quellen, aber mit ähnlicher Handschrift und sich auch überschneidenden Gedanken und Analysen, versuchen vor der vorgezogenen Bundestagswahl, die Bioökonomie, die Kreislaufwirtschaft insgesamt als Wesenskern einer zukunftsgerichteten Industriepolitik in das Bewusstsein von Wahlvolk und Politikern zu bekommen beziehungsweise dort auch für die Zeit nach der Wahl zu verankern.

Ein Positionspapier Bioökonomie mit dem Titel: „Potential entfesseln: Deutschland als globaler Vorreiter in Biomanufacturing und Foodtech“ veröffentlichte vor wenigen Tagen die deutsche Agentur für Sprunginnovationen, SPRIN-D. Demnach werde die „HighTech-Bioökonomie“ einen wesentlichen Beitrag zu einer klimaneutralen Industrie in Deutschland leisten. Besonders der Bereich Biomanufacturing fördert laut der SPRIN-D-Analyse die technologische Souveränität und stärke die Position Deutschlands als Industrienation. Die Agentur greift dabei auf ihre Erfahrungen aus fünf Jahren Aufbauzeit der Innovationsförderung zurück und weist darauf hin, dass etwa durch vorkommerzielle Auftragsvergaben die „besten Teams aus Industrie und Wissenschaft mobilisiert werden können, um innovative Lösungen zu entwickeln, die schnell wirtschaftliches Potential entfalten und unter anderem neue Arbeitsplätze in Deutschland schaffen“. Investitionen in eine biobasierte Industrie seien somit auch Investitionen in den Industriestandort Deutschland.

Hightech-Bioökonomie versteht SPRIN-D und das Autorenteam als einen Begriff, der Synthetische Biologie, Biomanufacturing und Foodtech umfasst. Dabei kommen gezielt Methoden der Gentechnik, neue Züchtungstechniken und Ansätze der Synthetischen Biologie zum Einsatz, um innovative Produktionsverfahren zu entwickeln und traditionelle Verfahren wie die petrochemische Industrie oder die Agrarwirtschaft zu ergänzen. Dieser Ansatz bezieht sich auf die grüne, rote, weiße und graue Biotechnologie. Um diesen Bereichen zu mehr Durchsetzungskraft in einer biologisierenden Industrieagenda zu helfen, sieht SPRIN-D fünf Schwerpunktfelder und gibt dazu konkrete Empfehlungen ab:

  1.  Bekenntnis zur Hightech-Bioökonomie
  2.  Schaffung einer zentralen Organisation zur Bündelung der Biomanufacturing-Kapazitäten (sowie zusätzlich gezielte Infrastrukturinvestitionen in diesem Bereich)
  3.  Optimierung der Regulierung von gentechnischen Anwendungen zum beschleunigten Einsatz
  4.  Förderung der Synergien aus Künstlicher Intelligenz, Automation und Synthetischer Biologie
  5.  Sichere, verlässliche und schnellere Verfahren zur Zulassung von Lebensmittelinnovationen

Bereits zum Jahresende hatten Wissenschaftler aus den Bereichen Synthetische Biologie und Bioökonomie ein Positionspapier verfasst, das in der Zielrichtung und einigen herausgearbeiteten Empfehlungen (hier sind es acht an der Zahl) große Ähnlichkeiten zum Papier der SPRIN-D aufweist. Es gab wohl gedanklichen Austausch der beiden Schreib- und Denkwerkstätten. Prof. Dr. Iris Lewandowski (Universität Hohenheim), Prof. Dr. Daniela Thrän (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung), Dr. Markus Wolperdinger (Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik), Prof. Dr. Thomas Brück (Technische Universität München), Prof. Dr. Christine Lang (Co-Chair des International Advisory Council on Global Bioeconomy) und Johann Liebeton, M.Sc. (Bioeconomy Youth Champion des International Advisory Council on Global Bioeconomy ) haben sich dafür in der Initiative Zukunftsorientierte Bioökonomie aus ehemaligen Mitgliedern diverser Bioökonomieräte der Bundesregierung mit weiteren Experten in Klausur begeben und sich für ihr Papier die Unterstützung weiterer Wissenschaftler, Experten, Verbände und Organisationen eingeholt. Auch der Grandseigneuer der „Knowledgebased Bioindustry“, Dr. Christian Patermann, gehöhrt zu den Unterzeichnern.

In der konkreten Ausformulierung ist das Papier der Wissenschaft stärker bei den Gedanken und Ideen zur Einbindung der Gesellschaft, die als Generationen- und damit langfristige Bildungsaufgabe wohl nicht zu unrecht auf einen sehr langen Atem setzen. Die acht Empfehlungen haben dabei weniger die kurzfristige politische Agenda zum Ziel, und das Papier der Wissenschaft hebt stärker als im SPRIN-D-Papier die Erfahrungen der vielen regionalen Pilotprojekte hervor, die als Muster auch für die globale Umsetzung und Industrietransformation gelten könnten.

Bei SPRIN-D klingen die Empfehlungen und geforderten Maßnahmen deutlich konkreter schon fast nach der Vorlage für eine Verordnung oder rechtliche Regelung. Die Politik hat damit die Möglichkeit, aus beiden Papieren die umsetzbar erscheinenden oder die visionären längerfristigen Handlungsempfehlungen in die Regierungsbildung und die anschließende Regierungszeit mitzunehmen. Dass Bioökonomie prominent auf der politischen Agenda gelandet ist, ist das Verdienst beider Positionspapiere.

Zum SPRIN-D-Positionspapier

Zum Positionspapier der Bioökonomie-Experten  

SIE MÖCHTEN KEINE INFORMATION VERPASSEN?

Abonnieren Sie hier unseren Newsletter